Brauerei Schatzl
Die Brauerei Schatzl war eine Kleinbrauerei in der Gemeinde Raab im Bezirk Schärding. Die Brauerei wurde 1589 gegründet und wurde 1932 geschlossen.
Brauerei Schatzl | |
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Adresse | |
Ort | 4760 Raab |
Bezirk | Schärding |
Bundesland | Oberösterreich |
Gründungsjahr | 1589 |
Geschlossen | 1932 |
Brauereityp | Brauerei |
Eigentümer | Familie Schatzl |
Geschichte
Die Brauerei Schatzl wurde 1589 von Wolf Krottenthaler auf der sogenannten Schwarz Behausung im Haus Raab Nr. 101 gegründet. Die Geschichte der Brauerei war in den folgenden Jahrhunderten durch zahlreiche Besitzerwechsel geprägt, wobei die Brauerei 1754 von Johann Michael Rennetseder gekauft wurde. Das Bräuhaus, dass sich im Bereich der Gebäude Nr. 100 und 101 befand ließ Rennetseder 1776 neu errichten. Nach dem Tod von Rennetseder und dem Verkauf des Anwesens durch seine Mutter kam die Brauerei 1792 in die Hände von Franz Seraphin und Cäcilia Kickinger. Kikinger braute 1795/1797 3.296 Eimer Bier, wobei der Ausstoß der Brauerei etwas unter dem der beiden anderen Raaber Brauereien lag. Auf Grund von Misswirtschaft wurde der Betrieb 1818 versteigert, bevor er nach einem weiteren Besitzerwechsel von Karl Schwarz gekauft wurde.
Unter der Führung von Karl Schwarz erfolgten große Investitionen in die Brauerei. Er kaufte 1836 die Häuser Raab Nr. 89 und 90, leiß beide abtragen und errichtete an der Stelle 1841 dafür das neue Bräu und Sudhaus (Raab Nr. 90). Auch das benachbarte Haus Nr. 88 kaufte er 1856 auf und ließ es demolieren. In seinem Besitz standen zudem der zum Brauereibetrieb gehörende Brauerei-Gasthof (Nr. 101) und das Kellerhaus (Nr. 77) sowie weitere Häuser und landwirtschaftliche Grundstücke in Raab. Schwarz machte sich aber nicht nur als Bräuer einen Namen, er fungiertezwischen 1861 und 1863 auch als liberaler Landtagsabgeordneter des Wahlbezirks Schärding. Nach dem Tod von Karl Schwarz 1863 ging die Brauerei in den Besitz seiner Frau Rosina über. Diese verstarb 1877, woraufhin Leopold und Maria Schatzl den Betrieb um 80.000 Gulden übernahmen.
Die Familie Schatzl baute den Betrieb durch Neubauten und Investitionen in Maschinen aus. Dadurch wies die Brauerei 1890 einen Ausstoß von 15.252 hl Bier auf und war damit die elftgrößte Brauerei in Oberösterreich. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm die Brauerei Schatzl die Brauereirechte der lokalen Konkurrenz. Im Jahr 1902 wurden die Brauereirechte der Brauerei Neumayer aufgekauft, 1912 folgten jede der Brauerei Lindinger. Nach dem Tod von Leopold Schatz musste sein Sohn Leopold in jungen Jahren die Geschicke der Brauerei übernehmen. Er führte den aus der Brauerei (Nr. 90), dem Gasthof (Nr. 77), dem Sommerkeller (Nr. 101) und der Landwirtschaft (Nr. 143) bestehenden Betrieb weiter. Mitbesitzer waren sein Bruder Hans Schatzl. Ein 1911 verhandelter Plan zur Zusammenlegung der Brauerei Schatzl, der Brauerei Wieninger in Schärding und der Brauerei Arco-Valley in Zell an der Pram unter dem Dach einer Kommanditgesellschaft scheiterte, dafür kam es in der Folge zu einem großen Investitions- und Modernisierungsprogramm, wobei 1913 ein neuer Dampfkessel angeschafft wurde und 1914 der Neubau des Schlots erfolgte.
Im Ersten Weltkrieg wurden in der Brauerei Schatzl 30 Kriegsgefangene eingesetzt. Zudem produzierte die Brauerei 1918 auch Marmeladen für die Versorgung von Soldaten und der städtischen Bevölkerung. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erfolgte 1919 die Errichtung eines großen Bierlagerkellers auf dem Grundstück eines bereits 1911 erworbenen und danach demolierten Hauses neben der Brauerei. Zudem erfolgte in der Nachkriegszeit die Errichtung einer Bierniederlage in Ried im Innkreis. Die Investitionen machten die Brauerei Schatzl in der Zwischenkriegszeit zur viertgrößten Brauerei im Innviertel. Im Sudjahr 1926/1927 produzierte der Betrieb mit rund 40 Arbeitern und Angestellten 20.518 hl Bier, 1930/31 waren es 18.265 hl. Leopold Schatzl, der in Raab in der Zwischenkriegszeit auch als Gemeindevertreter und Vizebürgermeister gewirkt hatte, verstarb 1930.
Der Tod von Leopold Schatzl bedeutete das Ende der Brauerei. Sein Bruder Hans war auf Grund eines schweren Nervenleidens bereits 1929 entmündigt worden, zudem hatte die Geldentwertung verbunden mit hohen Investitionen die Brauerei in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Ein letzter Rettungsversuch durch die Gemeinde Raab im Jahr 1931 scheiterte. Gegen ein Darlehen von 200.000 Schlling verpfändete die Brauerei das Braurecht an die Gemeinde. Trotzdem wurde der Braubetrieb eingestellt. 1932 verkaufte die Witwe Berta Schatzl das Braurecht und den Kundenstab an die Poschacher Brauerei, die auf dem Gelände der Brauerei ein Bierdepot errichtete.
Das Bräustüberl der Brauerei Schatzl wurde ab 1933 verpachtet und 1937 von der Sparkasse Raab aufgekauft. Es diente in der Folge als Hauptschule und wurde 1980 demoliert. Auf dem Gelände befindet sich heute der Sparkassenpark. Auf dem Brauereigelände wurde der Fabriksschlot 1935 abgetragen und am Gelände der Lederfabrik Wurm in Neumarkt wieder errichtet. Der Dampfkessel wurde verkauft und nach Niederösterreich transportiert. Das alte Bräuhaus (Nr. 101) wurde 1939 an die Gemeinde verkauft und in der Folge als Amtshaus genutzt. Im Keller findet sich heute ein Bräustübermuseum mit verschiedenen Exponaten der Raaber Brauereien untergebracht. Die Gebäude der Brauerei blieben noch bis zu ihrem Tod im Jahr 1951 in Besitz von Berta Schatzl. Der Komplex wurde von der Poschacher Brauerei als Bierdepot genutzt, 1978 erfolgte jedoch die Auflassung des Depots sowie dessen Subdepots. Auf dem Gelände befindet sich heute der katholische Pfarrhof.
Literatur
- Reinhard Lindlbauer: Als das Bier noch in den Sandkellern lagerte. Von der Entstehung des Bieres bis zu den Raaber Brauereien und den Sandkellern in der Kellergröppe. Raab 2007, ISBN 987-3-85360-009-2