Brauhaus Oberneukirchen

48.46495614.227814Koordinaten: 48° 27′ 54″ N, 14° 13′ 40″ O

Brauhaus Oberneukirchen
Brauhaus Oberneukirchen
Adresse Marktplatz 42
Ort 4181 Oberneukirchen
Bezirk Urfahr-Umgebung
Bundesland Oberösterreich
Ersterwähnung 1647
Geschlossen 1898
Brauereityp Kleinbrauerei
Eigentümer Josef Niklas
Karte
Brauhaus Oberneukirchen (Oberösterreich)
Brauhaus Oberneukirchen

Das Brauhaus Oberneukirchen, auch Marktbrauhaus Oberneukirchen, war eine Kleinbrauerei in der Gemeinde Oberneukirchen im Bezirk Urfahr-Umgebung (Oberösterreich). Die 1647 erstmals urkundlich erwähnte Brauerei wurde 1898 stillgelegt.

Geschichte

Die Existenz des Marktbrauhauses ist durch Rechnungen seit dem Jahr 1647 belegt. Die Bezeichnung des alten Brauhauses im Jahr 1578 als „Brewhauß Röst“ (Brauhaus-Röste) sowie der im Markt-Rechtsbuch von 1485 eingetragene Bürger-Berufsname „prewer“ deuten auf eine wesentlich ältere Geschichte des Marktbrauhauses hin. Das ursprüngliche Brauereigebäude befand sich am westlichen Ende des Marktplatzes in der Nähe der Kirche. Auf seinen Grundfesten wurde später das 1899 für die Kirchenerweiterung wieder abgerissene Platzschmiedhäuls errichtet. Bereits im 17. Jahrhundert stellte das Marktbrauhaus, dass von einem „Bräuverwalter“ geführt wurde eine wichtige Einnahmequelle der Marktgemeinde dar. Für den Neubau des Brauhauses war bereits 1724 ein schriftlicher Vertrag zum Ankauf eines Bürgerhauses für 800 Gulden geschlossen worden, der bei der am 30. Jänner 1725 abgehaltenen Marktgerichtssitzung bestätigt wurde. Hierfür musste jeder Bürger 5 Gulden abstoßen, wofür er Trebern und Afterbier erhielt. Das neue Marktbrauhaus wurde schließlich an der heutigen Adresse Marktplatz 42 errichtet. Neben den übrigen Brauereiangestellten war in der Brauerei um 1750 auch ein Faßbinder fest angestellt.

Der Ausstoß der Brauerei belief sich im Jahr 1775 auf 1080 Eimer, wobei ein Gewinn von 312 Gulden erzielt werden konnte. Geliefert wurde das Bier an die vier Oberneukirchner Wirte, den Waxenberger Hofwirt und die Wirte in Traberg, Geng und Neußerling. Bis in die 1780er Jahren konnte die Brauerei den Reingewinn mehr als verachtfachen, was auch auf einen stark steigenden Bierumsatz hindeutet. Zudem war Oberneukirchen um 1800 Zentrum eines „Brauvereinbezirks“, wodurch das Bieraufschlagamt Oberneukirchen die Sudaufsicht über die Brauhäuser in Oberneukirchen, Leonfelden, Piberstein, Hellmonsödt, Zwettl und St. Veit innehatte. 1796 schenkten die acht Oberneukirchner Schank- und Gasthäuser insgesamt 770 Eimer Bier aus der Brauerei pro Jahr aus.

Durch einen Brand am 14. Februar 1809 wurde das Brauhaus ebenso wie die umliegenden Häuser eingeäschert. Es folgte der Wiederaufbau des Brauhauses, dass wie bereits zuvor auch das Rathaus der Gemeinde beherbergte. Auch das Bräuhaus St. Veit wurde in den 1820er Jahren von einer Feuersbrunst heimgesucht, weshalb die St. Veiter für den Zeitraum von 1824 bis 1830 bzw. die Zeit der Wiederherstellung des Brauhauses das herrschaftliche Braurecht an das Marktbrauhaus Oberneukirchen verpachteten. Das Markbrauhaus Oberneukirchen konnte durch den Pachtvertrag die Zahl der Sude zwischen 1823 und 1825 von 48 auf 80 Sude pro Jahr steigern. Das eigentliche Absatzgebiet des Marktbrauhauses umfasste 1828 sechs Wirte in Oberneukirchen sowie die Wirte in Brunwald, Amesschlag, Waldschlag, Schaffetschlag, Neudorf, Lobenstein, Amesschlag, Waxenberg und Geng. Die Brauerei war zu jener Zeit zusammen mit den Zimmern der Bräuer im Erdgeschoß situiert, während sich im ersten Stock die Räumlichkeiten des Rathauses mit Archiv, Registratur und Küche befanden.

Nachdem bereits in den 1830er Jahren Pläne zur Verpachtung des Marktbrauhauses aufkamen, wurde die Brauerei im Sommer 1840 an Kaspar Peham aus Obernberg am Inn verpachtet. Zuvor hatte das Brauhaus, trotzdem zwei Wirte aus Oberneukirchen als Abnehmer hinzugekommen waren, unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten gelitten. So hatte die Brauerei 1836 keinen Gewinn ausweisen können und die Zahl der Sude war zwischen 1836 und 1839 von 61 auf 47 Sude stark zurückgegangen. Die Pächter des Brauhauses wechselten in der Folge rasch, alleine zwischen 1942 und 1851 sah das ehemalige Marktbrauhaus vier weitere Pächter. Erst Mitte der 1850er Jahre bekam das Brauhaus Oberneukirchen mit Leopold Voglmayr einen langjährigen Pächter, der den Betrieb bis Anfang der 1870er Jahre führte. Voglmayr ließ gegen Nachlassung einer Jahrespacht die Darre neu errichten, jedoch brannte das Gebäude im Zuge des großen Marktbrandes 1864 vermutlich teilweise oder ganz ab.

Nachdem im Brahaus Oberneukirchen weitere Pächter gewirkt hatten, fehlen Aufzeichnungen über Pächter zwischen 1878 und 1887. Überlieferungen legen nahe, dass Voglmayr in seinem Wohnhaus Oberneukirchen Nr. 3 eine Art Filiale des Brauhauses gründete, dass als zweites Brauhaus in Oberneukirchen tätig war. Das ehemalige Marktbrauhaus wurde hingegen am 23. Oktober 1887 an Franz Brunbauer verkauft, der den Betrieb als Privatbrauerei weiterführte. Bereits 1894 verkaufte Brunbauer das Haus samt Braubetrieb 1894 an Josef Niklas, der den Betrieb 1898 stilllegte. Im Haus selbst wurde in der Folge bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein Bierdepot unterhalten.

Literatur

  • Josef Mittermayer: Materialien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mühlviertels. Das Oberneukirchner Brau- und Rathaus. Oberösterreichische Heimatblätter. 38. Jahrgang, Heft 1 (1984).