Brauerei Mattighofen: Unterschied zwischen den Versionen

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In Mattighofen wurde mehr als vier Jahrhunderte Bier gebraut, wobei das Entstehungsjahr der Brauerei Mattighofen nicht urkundlich überliefert ist. Briefaufdrucke und Reklame nennen jedoch das Jahr 1550 als Gründungsjahr der Brauerei. Kurz vor diesem Jahr hatte Herzog Wilhelm IV dem Grafen Christoph von Ortenburg das gleichnamige Schloss und den damit verbundenen Besitzungen und Rechten verkauft. Christoph von Ortenburg oder sein Sohn Joachim berief in der Folge einen Bierbrauer nach dem damals zu Bayern gehörenden Mattighofen, um sogenanntes „braunes Bier“ zu brauen. Nachdem Herzog Max I. das Schloss Ortenburg 1602 von den Ortenburgen zurückerworben hatte, ließ er in Mattighofen auch „weißes Bier“ (Weißbier) brauen. Das Recht zum Weißbierbrauen war landesherrliches Recht und Max I. ließ für den Absatz ein Bräuamt in Mattighofen errichten, in dem neben dem Brauverwalter ein Gegenschreiber und ein Brauamtsbote beschäftigt wurde. Die Wirte in den Märkten Ried, Altheim, Mauerkirchen, Uttendorf, Mattighofen und Friedburg sowie in der Stadt Braunau waren in der Folge verpflichtet, ihr Weißbier von dem damaligen „Kurfürstlichen Bayrischen Hofbräuhaus“ in Mattighofen zu beziehen.  
 
In Mattighofen wurde mehr als vier Jahrhunderte Bier gebraut, wobei das Entstehungsjahr der Brauerei Mattighofen nicht urkundlich überliefert ist. Briefaufdrucke und Reklame nennen jedoch das Jahr 1550 als Gründungsjahr der Brauerei. Kurz vor diesem Jahr hatte Herzog Wilhelm IV dem Grafen Christoph von Ortenburg das gleichnamige Schloss und den damit verbundenen Besitzungen und Rechten verkauft. Christoph von Ortenburg oder sein Sohn Joachim berief in der Folge einen Bierbrauer nach dem damals zu Bayern gehörenden Mattighofen, um sogenanntes „braunes Bier“ zu brauen. Nachdem Herzog Max I. das Schloss Ortenburg 1602 von den Ortenburgen zurückerworben hatte, ließ er in Mattighofen auch „weißes Bier“ (Weißbier) brauen. Das Recht zum Weißbierbrauen war landesherrliches Recht und Max I. ließ für den Absatz ein Bräuamt in Mattighofen errichten, in dem neben dem Brauverwalter ein Gegenschreiber und ein Brauamtsbote beschäftigt wurde. Die Wirte in den Märkten Ried, Altheim, Mauerkirchen, Uttendorf, Mattighofen und Friedburg sowie in der Stadt Braunau waren in der Folge verpflichtet, ihr Weißbier von dem damaligen „Kurfürstlichen Bayrischen Hofbräuhaus“ in Mattighofen zu beziehen.  
  
Im Jahr 1779 fiel das Innviertel an Österreich und wohl um diese Zeit wurde das Hofbräuhaus in bürgerliche Hand verkauft. Als erste bürgerliche Besitzer wurden Jacob Haidenthaller und seine Gattin Maria Anna 1881 in einer Urkunde genannt. Zwischen 1795 und 1797 ließen sie 6454 Eimer Bier brauen. Danach stand die Brauerei im Besitz von Ignaz Koller, der die Brauerei 1811 an Georg Wieninger verkaufte. 1827 gelangte die Brauerei durch Verkauf in den Besitz von Anton Wieninger, der 1823 bereits die Brauerei am Bauernberg von Anton Bergmüller in Mattighofen geerbt hatte. Anton Wieninger heiratete Franziska Bergmüller und 1840 wurden unter den beiden Eheleuten die beiden Brauereien vereint. Nach dem Tod seiner Frau war 1868 Anton Wieninger alleiniger Besitzer der Brauerei und am 27. Juni 1884 erbte Albert Wieninger den Betrieb. Durch Erbeteilungsübernahme und Tauschvertrag gelangte die Brauerei am 16. Mai 1903 in den Besitz von Max und Ludwig Seyrl, die die Brauerei 1910 bzw. 1911 an Paul Schöning verkauften. Am 18. Mai 1911 wurde die Brauerei schließlich von der „Brauerei-Genossenschaft und Elektrizitätswerk Mattighofen“ (später „Brauerei- und Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft Mattighofen“) übernommen, deren Mitglieder bzw. Aktionäre großteils Wirte waren. 1912 wurde eine Produktion von 50.720 hl und ein Ausstoß von 42.042 hl für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewiesen.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=bbr&datum=19121105&seite=8&zoom=33&query=%22Brauerei%2BMattighofen%22&provider=P03&ref=anno-search Der Böhmische Bierbrauer], 5. November 1912</ref>
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Im Jahr 1779 fiel das Innviertel an Österreich und wohl um diese Zeit wurde das Hofbräuhaus in bürgerliche Hand verkauft. Als erste bürgerliche Besitzer wurden Jacob Haidenthaller und seine Gattin Maria Anna 1881 in einer Urkunde genannt. Zwischen 1795 und 1797 ließen sie 6454 Eimer Bier brauen. Danach stand die Brauerei im Besitz von Ignaz Koller, der die Brauerei 1811 an Georg Wieninger verkaufte. 1827 gelangte die Brauerei durch Verkauf in den Besitz von Anton Wieninger, der 1823 bereits die Brauerei am Bauernberg von Anton Bergmüller in Mattighofen geerbt hatte. Anton Wieninger heiratete Franziska Bergmüller und 1840 wurden unter den beiden Eheleuten die beiden Brauereien vereint. Nach dem Tod seiner Frau war 1868 Anton Wieninger alleiniger Besitzer der Brauerei und am 27. Juni 1884 erbte sein Sohn Albert Wieninger den Betrieb.
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Albert Wieninger trat 1884 nicht nur das Erbe seines Vaters an, er erbte auch umfangreiche Besitzungen seines Onkels Friedrich Bergmüller, darunter die [[Brauerei Bergmüller]] in Mauerkirchen. Nachdem Albert Wieninger unverheiratet und kinderlos geblieben war, erbten nach seinem Tod im Jänner 1901 seine Schwestern Luise Seyerl und Rosa Wieth die beiden Brauereien. Nachdem 1902 auch Luise Seyerl verstorben war, kam es zwischen den damals noch lebenden Kindern von Luise Seyerl und Rosa Wieth im Jahr 1903 zu einem umfangreichen Erbteilungs- und Tauschvertrag. Im Zuge des Vertrages kam große Teile der Besitzungen in den Gerichtsbezirken Mauerkirchen und Mattighofen, darunter die Brauerei Mattighofen, an die Brüder Max und Ludwig Seyerl,<ref>Herbert G. Brandstetter. Mauerkirchen. Die Chronik. Ried im Innkreis 2005, S.219</ref> die die Brauerei 1910 bzw. 1911 an Paul Schöning verkauften. Am 18. Mai 1911 wurde die Brauerei von der „Brauerei-Genossenschaft und Elektrizitätswerk Mattighofen“ (später „Brauerei- und Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft Mattighofen“) übernommen, deren Mitglieder bzw. Aktionäre großteils Wirte waren. 1912 wurde eine Produktion von 50.720 hl und ein Ausstoß von 42.042 hl für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewiesen.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=bbr&datum=19121105&seite=8&zoom=33&query=%22Brauerei%2BMattighofen%22&provider=P03&ref=anno-search Der Böhmische Bierbrauer], 5. November 1912</ref>
  
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Aktien von der Familie Renzl aufgekauft. Als wichtiger Präsident der Genossenschaft bzw. späteren Aktiengesellschaft hatte dabei in der Zwischenkriegszeit bereits Johann Renzl gewirkt. Der Ausstoß um 1950 betrug rund 25.000 hl, wobei rund 180 Wirte im oberen Innviertel sowie im angrenzenden Land Salzburg sowie der Stadt Salzburg beliefert wurden. Im Februar 1975 wurde die Brauerei-AG Mattighofen mit der Österreichischen Vrau-AG fusioniert. Obwohl die Brauerei zuletzt noch rund 45.000 bis 50.000 hl Bier sowie Limonaden erzeugt hatte, stellte die Brau-AG den Betrieb mit 70 Mitarbeitern per 31. Oktober 1975 ein. Das Brauereigelände diente in der Folge als Bierdepot für die Auslieferung von Zipfer Bier. Der rund 36 Meter hohe Schlot der Brauerei wurde am 7. Dezember 1982 gesprengt, zudem folgte eine Schleifung eines Teils der Brauereigebäude.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Aktien von der Familie Renzl aufgekauft. Als wichtiger Präsident der Genossenschaft bzw. späteren Aktiengesellschaft hatte dabei in der Zwischenkriegszeit bereits Johann Renzl gewirkt. Der Ausstoß um 1950 betrug rund 25.000 hl, wobei rund 180 Wirte im oberen Innviertel sowie im angrenzenden Land Salzburg sowie der Stadt Salzburg beliefert wurden. Im Februar 1975 wurde die Brauerei-AG Mattighofen mit der Österreichischen Vrau-AG fusioniert. Obwohl die Brauerei zuletzt noch rund 45.000 bis 50.000 hl Bier sowie Limonaden erzeugt hatte, stellte die Brau-AG den Betrieb mit 70 Mitarbeitern per 31. Oktober 1975 ein. Das Brauereigelände diente in der Folge als Bierdepot für die Auslieferung von Zipfer Bier. Der rund 36 Meter hohe Schlot der Brauerei wurde am 7. Dezember 1982 gesprengt, zudem folgte eine Schleifung eines Teils der Brauereigebäude.

Version vom 28. Juni 2016, 09:42 Uhr

Brauerei Mattighofen
Adresse Brauereistraße 12
Ort 5230 Mattighofen
Bezirk Braunau am Inn
Bundesland Oberösterreich
Ersterwähnung 1550
Geschlossen 1975
Brauereityp Brauerei
Eigentümer Österreichische Brau AG
Karte
Brauerei Mattighofen (Oberösterreich)
Brauerei Mattighofen

48.10445913.148229Koordinaten: 48° 6′ 16″ N, 13° 8′ 54″ O

Die Brauerei Mattighofen war eine mittelständische Aktienbrauerei in der Innviertler Stadt Mattighofen im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die 1550 erstmals urkundlich belegte Brauerei wurde 1975 von der Österreichischen Brau AG erworben und noch im selben Jahr stillgelegt.

Geschichte

Blick von Norden auf Mattighofen und das Brauereigelände (hinter der großen Wiesenfläche im Vordergrund)

In Mattighofen wurde mehr als vier Jahrhunderte Bier gebraut, wobei das Entstehungsjahr der Brauerei Mattighofen nicht urkundlich überliefert ist. Briefaufdrucke und Reklame nennen jedoch das Jahr 1550 als Gründungsjahr der Brauerei. Kurz vor diesem Jahr hatte Herzog Wilhelm IV dem Grafen Christoph von Ortenburg das gleichnamige Schloss und den damit verbundenen Besitzungen und Rechten verkauft. Christoph von Ortenburg oder sein Sohn Joachim berief in der Folge einen Bierbrauer nach dem damals zu Bayern gehörenden Mattighofen, um sogenanntes „braunes Bier“ zu brauen. Nachdem Herzog Max I. das Schloss Ortenburg 1602 von den Ortenburgen zurückerworben hatte, ließ er in Mattighofen auch „weißes Bier“ (Weißbier) brauen. Das Recht zum Weißbierbrauen war landesherrliches Recht und Max I. ließ für den Absatz ein Bräuamt in Mattighofen errichten, in dem neben dem Brauverwalter ein Gegenschreiber und ein Brauamtsbote beschäftigt wurde. Die Wirte in den Märkten Ried, Altheim, Mauerkirchen, Uttendorf, Mattighofen und Friedburg sowie in der Stadt Braunau waren in der Folge verpflichtet, ihr Weißbier von dem damaligen „Kurfürstlichen Bayrischen Hofbräuhaus“ in Mattighofen zu beziehen.

Im Jahr 1779 fiel das Innviertel an Österreich und wohl um diese Zeit wurde das Hofbräuhaus in bürgerliche Hand verkauft. Als erste bürgerliche Besitzer wurden Jacob Haidenthaller und seine Gattin Maria Anna 1881 in einer Urkunde genannt. Zwischen 1795 und 1797 ließen sie 6454 Eimer Bier brauen. Danach stand die Brauerei im Besitz von Ignaz Koller, der die Brauerei 1811 an Georg Wieninger verkaufte. 1827 gelangte die Brauerei durch Verkauf in den Besitz von Anton Wieninger, der 1823 bereits die Brauerei am Bauernberg von Anton Bergmüller in Mattighofen geerbt hatte. Anton Wieninger heiratete Franziska Bergmüller und 1840 wurden unter den beiden Eheleuten die beiden Brauereien vereint. Nach dem Tod seiner Frau war 1868 Anton Wieninger alleiniger Besitzer der Brauerei und am 27. Juni 1884 erbte sein Sohn Albert Wieninger den Betrieb.

Albert Wieninger trat 1884 nicht nur das Erbe seines Vaters an, er erbte auch umfangreiche Besitzungen seines Onkels Friedrich Bergmüller, darunter die Brauerei Bergmüller in Mauerkirchen. Nachdem Albert Wieninger unverheiratet und kinderlos geblieben war, erbten nach seinem Tod im Jänner 1901 seine Schwestern Luise Seyerl und Rosa Wieth die beiden Brauereien. Nachdem 1902 auch Luise Seyerl verstorben war, kam es zwischen den damals noch lebenden Kindern von Luise Seyerl und Rosa Wieth im Jahr 1903 zu einem umfangreichen Erbteilungs- und Tauschvertrag. Im Zuge des Vertrages kam große Teile der Besitzungen in den Gerichtsbezirken Mauerkirchen und Mattighofen, darunter die Brauerei Mattighofen, an die Brüder Max und Ludwig Seyerl,[1] die die Brauerei 1910 bzw. 1911 an Paul Schöning verkauften. Am 18. Mai 1911 wurde die Brauerei von der „Brauerei-Genossenschaft und Elektrizitätswerk Mattighofen“ (später „Brauerei- und Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft Mattighofen“) übernommen, deren Mitglieder bzw. Aktionäre großteils Wirte waren. 1912 wurde eine Produktion von 50.720 hl und ein Ausstoß von 42.042 hl für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewiesen.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Aktien von der Familie Renzl aufgekauft. Als wichtiger Präsident der Genossenschaft bzw. späteren Aktiengesellschaft hatte dabei in der Zwischenkriegszeit bereits Johann Renzl gewirkt. Der Ausstoß um 1950 betrug rund 25.000 hl, wobei rund 180 Wirte im oberen Innviertel sowie im angrenzenden Land Salzburg sowie der Stadt Salzburg beliefert wurden. Im Februar 1975 wurde die Brauerei-AG Mattighofen mit der Österreichischen Vrau-AG fusioniert. Obwohl die Brauerei zuletzt noch rund 45.000 bis 50.000 hl Bier sowie Limonaden erzeugt hatte, stellte die Brau-AG den Betrieb mit 70 Mitarbeitern per 31. Oktober 1975 ein. Das Brauereigelände diente in der Folge als Bierdepot für die Auslieferung von Zipfer Bier. Der rund 36 Meter hohe Schlot der Brauerei wurde am 7. Dezember 1982 gesprengt, zudem folgte eine Schleifung eines Teils der Brauereigebäude.

Brauereigebäude und Brauanlage

Die Brauerei Mattighofen verfügte bis zuletzt über eine eigene Darre, wobei die Malzreste sowie der Trebern bis in die 1960er Jahre an die Rinder und Pferde in den eigenen Stallungen verfüttert wurden. Das Brauwasser wurde aus dem in den Konglomeratfelsen getriebenen Brauereibrunnen bezogen und musste vor der Verwendung enthärtet werden. Die Brauanlage verfügte über vier große Sudpfannen, die eine tägliche Sudkapazität von 4 Suden a 100 hl ermöglichten. Über zwei Kühlschiffe und einen Kühlapparat gelangte die Würze in den Gärkeller mit Aluminiumbottichen, die eine Kapazität von 22000 hl aufwiesen. Die Naturkeller waren hingegen bereits 1895 außer Verwendung genommen worden. Der Lagerkeller hatte eine Kapazität von 13.000 Hektolitern, die Abfüllung der Flaschen und Fässer erfolgt am Fließband in einer eigenen Abfüllhalle.

Biersorten

Alten Etiketten der Brauerei folgend wurden in der Brauerei Sorten wir das „Mattighofner Gold“, „Mattighofner Bayrisch“, „Mattighofner Spezial“ und das „Mattighofner Kurfürst Pils“ hergestellt.

Einzelnachweise

  1. Herbert G. Brandstetter. Mauerkirchen. Die Chronik. Ried im Innkreis 2005, S.219
  2. Der Böhmische Bierbrauer, 5. November 1912

Literatur

  • Franz Sonntag: Heimatbuch der Marktgemeinde Mattighofen. Ried im Innkreis, 1984.

Weblinks