Schlossbrauerei Wildenau: Unterschied zwischen den Versionen
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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
− | Das Schloss Wildenau gehört zu den ältesten Schlössern des Innviertels und beherbergte wie viele Sitze weltlicher Herrschaften auch eine Brauerei. Die Existenz einer Braustätte auf Schloss Wildenau ist erstmals durch die Nennung des Bräuers Hans Pollinger, Sohn des Brauers Wolf, Brauer zu Wildenau im Bürgerbuch des Marktes Ried im Innkreis im Jahr 1595 belegt.<ref>Heinrich Ludwig Werneck: [http://digi.landesbibliothek.at/viewer/resolver?urn=urn:nbn:at:AT-OOeLB-4285002 Brauwesen und Hopfenbau in Oberösterreich von 1100-1930.] III. Innviertel. Linz 1939/40, S. 105</ref> Das Schloss gehörte zu dieser Zeit dem Adelsgeschlecht der Aham, die mit kurzer Unterbrechung durch die Freiherren von Imsland im Besitz der Herrschaft Wildenau waren. Als der letzte Ahamer, der Erbkämmerer und kurfürstlich bayerische Kammerherr Johann Eustach Graf von Aham, 1764 verstarb, wurde bei der Inventur auch das vorhandene Brauhaus beschrieben. Es beherbergte zu dieser Zeit unter Dach 287 Eimer gelagertes Märzenbier, hinzu kamen 224 lange Eimer Märzenbier im Keller, vier Bottiche mit Märzenbier in Gärung sowie 65 Pfund eingelagerter Hopfen. Zum Brauhaus gehörte auch eine Binderei mit allen notwendigen Binderwerkzeugen sowie 2 Zentner 68 Pfund Pech.<ref>Anton Sageder; Werner Friedrich Ziedek: ''Spuren der Vergangenheit.'' Aspach 2003. ISBN 3-901535-73-X, S. 80 (Aspach 2003, Band | + | Das Schloss Wildenau gehört zu den ältesten Schlössern des Innviertels und beherbergte wie viele Sitze weltlicher Herrschaften auch eine Brauerei. Die Existenz einer Braustätte auf Schloss Wildenau ist erstmals durch die Nennung des Bräuers Hans Pollinger, Sohn des Brauers Wolf, Brauer zu Wildenau im Bürgerbuch des Marktes Ried im Innkreis im Jahr 1595 belegt.<ref>Heinrich Ludwig Werneck: [http://digi.landesbibliothek.at/viewer/resolver?urn=urn:nbn:at:AT-OOeLB-4285002 Brauwesen und Hopfenbau in Oberösterreich von 1100-1930.] III. Innviertel. Linz 1939/40, S. 105</ref> Das Schloss gehörte zu dieser Zeit dem Adelsgeschlecht der Aham, die mit kurzer Unterbrechung durch die Freiherren von Imsland im Besitz der Herrschaft Wildenau waren. Als der letzte Ahamer, der Erbkämmerer und kurfürstlich bayerische Kammerherr Johann Eustach Graf von Aham, 1764 verstarb, wurde bei der Inventur auch das vorhandene Brauhaus beschrieben. Es beherbergte zu dieser Zeit unter Dach 287 Eimer gelagertes Märzenbier, hinzu kamen 224 lange Eimer Märzenbier im Keller, vier Bottiche mit Märzenbier in Gärung sowie 65 Pfund eingelagerter Hopfen. Zum Brauhaus gehörte auch eine Binderei mit allen notwendigen Binderwerkzeugen sowie 2 Zentner 68 Pfund Pech.<ref>Anton Sageder; Werner Friedrich Ziedek: ''Spuren der Vergangenheit.'' Aspach 2003. ISBN 3-901535-73-X, S. 80 (Aspach 2003, Band 1)</ref> Den Besitz erbte Freiherr Franz von Imsland, der die Hälfte des Besitzes an das Geschlecht Thurn und Taxis abgab. |
Das Brauhaus am Georgiplatz Nr. 9 (früher Wildenau Nr. 65) war 1820 neu errichtet worden, nachdem ein Georg Haidenthaller 1811 die Bräugerechtigkeit gekauft hatte. Die Familie Haidenthaller war seit 1764 auch in Besitz der gegenüberliegenden Wirtstaferne Wildenau (Georgiplatz 6, früher Wildenau Nr. 5) das jedoch 1831 an Franz Steigenberger, einem Wirtssohn aus St. Georgen, verkauft wurde. Das Bräuhaus wurde 1840 an Karl Freiherr von Venigen-Ullner verkauft. Nachdem Michael und Zäzilia Wiesbauer 1844 das Wirtshaus gekauft hatten, übernahmen sie 1849 auch das Bräuhaus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb das Bräuhaus in Besitz der Familie Wiesbauer. In der ersten Hälfte der 1890er Jahre braute Karl Wiesbauer hier zwischen 384 und 552 hl Bier pro Jahr. Damit war die Brauerei auch für damalige Verhältnisse ein Kleinstbetrieb.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18920730&seite=6 Neue Warte am Inn, 30. Juli 1892, S. 6]<br />[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18931021&seite=5 Neue Warte am Inn, 21. Oktober 1883, S. 5]<br />[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18941020&seite=4 Neue Warte am Inn, 20. Oktober 1894, S. 4]<br />[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18960118&seite=3 Neue Warte am Inn, 18. Jänner 1896, S. 3]</ref> | Das Brauhaus am Georgiplatz Nr. 9 (früher Wildenau Nr. 65) war 1820 neu errichtet worden, nachdem ein Georg Haidenthaller 1811 die Bräugerechtigkeit gekauft hatte. Die Familie Haidenthaller war seit 1764 auch in Besitz der gegenüberliegenden Wirtstaferne Wildenau (Georgiplatz 6, früher Wildenau Nr. 5) das jedoch 1831 an Franz Steigenberger, einem Wirtssohn aus St. Georgen, verkauft wurde. Das Bräuhaus wurde 1840 an Karl Freiherr von Venigen-Ullner verkauft. Nachdem Michael und Zäzilia Wiesbauer 1844 das Wirtshaus gekauft hatten, übernahmen sie 1849 auch das Bräuhaus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb das Bräuhaus in Besitz der Familie Wiesbauer. In der ersten Hälfte der 1890er Jahre braute Karl Wiesbauer hier zwischen 384 und 552 hl Bier pro Jahr. Damit war die Brauerei auch für damalige Verhältnisse ein Kleinstbetrieb.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18920730&seite=6 Neue Warte am Inn, 30. Juli 1892, S. 6]<br />[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18931021&seite=5 Neue Warte am Inn, 21. Oktober 1883, S. 5]<br />[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18941020&seite=4 Neue Warte am Inn, 20. Oktober 1894, S. 4]<br />[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18960118&seite=3 Neue Warte am Inn, 18. Jänner 1896, S. 3]</ref> |
Aktuelle Version vom 20. April 2017, 09:58 Uhr
Schlossbrauerei Wildenau | ||
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Adresse | Georgiplatz 9 | |
Ort | 4933 Wildenau, Aspach | |
Bezirk | Braunau am Inn | |
Bundesland | Oberösterreich | |
Ersterwähnung | 1595 | |
Brauereityp | Kleinbrauerei | |
Karte | ||
|
48.20607913.316539Koordinaten: 48° 12′ 22″ N, 13° 19′ 0″ O
Die Schlossbrauerei Wildenau war eine Kleinbrauerei in Aspach im Bezirk Braunau am Inn. Die ab 1595 belegte Braustätte wurde um 1900 geschlossen.
Geschichte
Das Schloss Wildenau gehört zu den ältesten Schlössern des Innviertels und beherbergte wie viele Sitze weltlicher Herrschaften auch eine Brauerei. Die Existenz einer Braustätte auf Schloss Wildenau ist erstmals durch die Nennung des Bräuers Hans Pollinger, Sohn des Brauers Wolf, Brauer zu Wildenau im Bürgerbuch des Marktes Ried im Innkreis im Jahr 1595 belegt.[1] Das Schloss gehörte zu dieser Zeit dem Adelsgeschlecht der Aham, die mit kurzer Unterbrechung durch die Freiherren von Imsland im Besitz der Herrschaft Wildenau waren. Als der letzte Ahamer, der Erbkämmerer und kurfürstlich bayerische Kammerherr Johann Eustach Graf von Aham, 1764 verstarb, wurde bei der Inventur auch das vorhandene Brauhaus beschrieben. Es beherbergte zu dieser Zeit unter Dach 287 Eimer gelagertes Märzenbier, hinzu kamen 224 lange Eimer Märzenbier im Keller, vier Bottiche mit Märzenbier in Gärung sowie 65 Pfund eingelagerter Hopfen. Zum Brauhaus gehörte auch eine Binderei mit allen notwendigen Binderwerkzeugen sowie 2 Zentner 68 Pfund Pech.[2] Den Besitz erbte Freiherr Franz von Imsland, der die Hälfte des Besitzes an das Geschlecht Thurn und Taxis abgab.
Das Brauhaus am Georgiplatz Nr. 9 (früher Wildenau Nr. 65) war 1820 neu errichtet worden, nachdem ein Georg Haidenthaller 1811 die Bräugerechtigkeit gekauft hatte. Die Familie Haidenthaller war seit 1764 auch in Besitz der gegenüberliegenden Wirtstaferne Wildenau (Georgiplatz 6, früher Wildenau Nr. 5) das jedoch 1831 an Franz Steigenberger, einem Wirtssohn aus St. Georgen, verkauft wurde. Das Bräuhaus wurde 1840 an Karl Freiherr von Venigen-Ullner verkauft. Nachdem Michael und Zäzilia Wiesbauer 1844 das Wirtshaus gekauft hatten, übernahmen sie 1849 auch das Bräuhaus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb das Bräuhaus in Besitz der Familie Wiesbauer. In der ersten Hälfte der 1890er Jahre braute Karl Wiesbauer hier zwischen 384 und 552 hl Bier pro Jahr. Damit war die Brauerei auch für damalige Verhältnisse ein Kleinstbetrieb.[3]
1909 wurde das Brauhaus mit dem Gasthof um 60.000 Kronen an Josef und Maria Wurmhöringer (Wurmhöringer Privatbrauerei) veräußert. Zeitungsberichte mutmaßten, dass deren Sohn die Brauerei weiterbetreiben würde,[4] jedoch dürfte die Bierproduktion bald aufgegeben worden sein. Die Familie Wurmhöringer verkaufte 1913 das Bräuhaus an Georg Diermaier weiter, das Gasthaus wurde 1918 an die Familie Ertl veräußert. 1959 wurde das Gasthaus von der Familie Wölfingseder übernommen. Zum Brauhaus gehörte auch ein großer Gärkeller, der sich unter dem Bäckerhaus (heute: Georgiplatz Nr. 4)erstreckte.
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich Ludwig Werneck: Brauwesen und Hopfenbau in Oberösterreich von 1100-1930. III. Innviertel. Linz 1939/40, S. 105
- ↑ Anton Sageder; Werner Friedrich Ziedek: Spuren der Vergangenheit. Aspach 2003. ISBN 3-901535-73-X, S. 80 (Aspach 2003, Band 1)
- ↑ Neue Warte am Inn, 30. Juli 1892, S. 6
Neue Warte am Inn, 21. Oktober 1883, S. 5
Neue Warte am Inn, 20. Oktober 1894, S. 4
Neue Warte am Inn, 18. Jänner 1896, S. 3 - ↑ Besitzwechsel. In: Neue Warte am Inn, 9. Oktober 1909, S. 5 (Online bei ANNO)
Literatur
- Erika Oberleitner, Franz Sonntag, Kurt Junger: Häuserchronik, Kleindenkmäler. Aspach 2003. ISBN 3-901535-73-X, S.218-221 (Aspach 2003, Band 3)