Brauerei Höhnhart: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die '''Brauerei Höhnhart''' war eine Privatbrauerei in der Innviertler Gemeinde Höhnhart im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die 1740 gegründete Brauerei wurde 1983 nach dem Tod des Besitzers geschlossen. | + | Die '''Brauerei Höhnhart''' (früher: '''Brauerei Hehnhart'''), auch '''Brauerei Müller''', war eine Privatbrauerei in der Innviertler Gemeinde Höhnhart im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die 1740 gegründete Brauerei wurde 1983 nach dem Tod des Besitzers geschlossen. |
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
− | Die | + | Die Brauerei wurde 1740 von Josef Neuhauser gegründet.<ref>Laut Kovar: Das Höhnharter Lesebuch, S. 20 erhielt Neuhauser erst 1750 die Braugenehmigung, allerdings ist auf alten Etiketten das Gründungsjahr 1740 abgedruckt</ref> Nach dem frühen Tod des Brauereigründes führte zunächst dessen Frau Agathe den Betrieb weiter. Ihr gemeinsamer Sohn war zum Zeitpunkt des Todes des Vaters erst 13 Jahre alt. Doch auch der Sohn von Josef Neuhauser verstarb früh, weshalb erneut dessen Gattin, Maria Josepha Neuhauser (geborene Kobler), als Betriebsführerin bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes einspringen musste. Im Jahr 1803<ref>lt. einer Gedenkinschrift fand der Brand im jahr 1802 statt (Claudia Wachach: Die Brauerei als Arbeits- und Lebensraum), lt. Kovar: Das Höhnharter Lesebuch hingegen im Jahr 1803</ref> musste sie mitansehen, wie ein Blitzschlag das Bräuhaus in Brand setzte. Sie ließ in der Folge die Brauerei mit einem gegenüberliegenden Braugasthof neu aufbauen. Neuhauser stiftete auch den St. Florian-Altar in der Pfarrkirche. |
− | Bis zum Beginn der 1960er Jahre vermälzte die Brauerei noch Getreide der umliegenden Bauern in der hauseigenen Darre, danach wurden nur noch zugekauftes Malz für den Braubetrieb eingesetzt. Zuletzt waren in der Brauerei zwei fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt, wobei der letzte Besitzer August Müller<ref>Vermutlich ein Enkel des Bürgermeisters August Müller</ref> wohl die Sorten Märzen, Bayrisch, Spezial, Festbock, und Edelpils brauen ließ.<ref>vgl. die historischen Etiketten bsp. http://www.klausehm.de/austriakatalog/Austriaseite027.html</ref> Müller hatte in Weihenstephan einen Abschluss als Diplom-Braumeister erworben und war kurze Zeit Obmann des Vereins der Klein- und Mittelbrauereien, wobei der Absatz der Brauerei in den letzten Jahren des Betriebs unter dem Expansionsbestreben der Großbrauerei, der Aufstreben der Supermärkte und daraus fehlendem Investitionsvermögen litt. August Müller, bereits von zwei Herzinfarkten gezeichnet, verstarb am 7. November 1982 im 46. Lebensjahr.<ref>Mitteilungen der Versuchsstation für das Gärungsgewerbe in Wien</ref> Seine noch junge Witwe und Mutter von vier Kindern versuchte den Braubetrieb ebenso wie den übrigen Besitz zunächst noch kurze Zeit weiterzuführen, jedoch schloss sie kurze Zeit später einen Vertrag mit der [[Brauerei Schnaitl]] und trat dieser für zehn Jahre den Absatz ab. In der Folge wurde der Braubetrieb im Herbst 1983 eingestellt. Müllers Witwe führte in der Folge jedoch das gegenüber des Braustadls gelegene Braugasthaus weiter. Das Brauereigebäude und das Sudhaus bestanden noch rund 20 Jahre ungenutzt weiter, bis die ehemaligen Produktionsgebäude 2006 abgerissen wurden. | + | Der Sohn von Maria Neuhauser erwarb das Steidelberger Gütl (auch Bräugütl) genannt und dessen Frau erwarb 1841 zudem das Wirtshaus in Miglspach. Die gemeinsame Tochter heiratete den Brauer Leopold Müller, wodurch die Brauerei und der Braugasthof in der Folge bis zur Schließung des Betriebs im Besitz der Familie Müller war. Unter Leopold Müller wies die Brauerei im Braujahr 1891/92 einen Ausstoß von 1982 hl auf, womit die Brauerei zu den größeren Brauereien der Umgebung zählte.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18920730&seite=6 Neue Warte am Inn], 30. Juli 1892, S. 6</ref> Im Braujahr 1893/94 betrug der Ausstoß bereits 2190 hl, womit die Brauerei die viertgrößte der 33 Brauereien im Finanzwach-Controllbezirk Mauerkirchen war.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18941020&seite=4 Neue Warte am Inn], 20. Oktober 1894, S. 4</ref> |
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+ | Die Brauereibesitzer ließen 1910 ein eigenes Kraftwerk in Stegmühl errichten, dass auch mehrere Häuser der Gemeinde mitversorgte und das erste Kraftwerk in der Gemeinde darstellte. Der damalige Brauereibesitzer August Müller war ein angesehener Gemeindebürger, der 1909 zu den Mitbegründern der örtlichen Raiffeisenkassen gehörte und bis zu seinem Tod als deren Obmann fungierte. Zudem wirkte er zwischen 1918 und 1924 als Bürgermeister von Höhnhart und erhielt 1934 das Ehrenbürgerecht der Gemeinde. | ||
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+ | Bis zum Beginn der 1960er Jahre vermälzte die Brauerei noch Getreide der umliegenden Bauern in der hauseigenen Darre, danach wurden nur noch zugekauftes Malz für den Braubetrieb eingesetzt. Zuletzt waren in der Brauerei zwei fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt, wobei der letzte Besitzer August Müller<ref>Vermutlich ein Enkel des Bürgermeisters August Müller</ref> wohl die Sorten Märzen, Bayrisch, Spezial, Festbock, und Edelpils brauen ließ.<ref>vgl. die historischen Etiketten bsp. http://www.klausehm.de/austriakatalog/Austriaseite027.html</ref> Müller hatte in Weihenstephan einen Abschluss als Diplom-Braumeister erworben und war kurze Zeit Obmann des Vereins der Klein- und Mittelbrauereien, wobei der Absatz der Brauerei in den letzten Jahren des Betriebs unter dem Expansionsbestreben der Großbrauerei, der Aufstreben der Supermärkte und daraus fehlendem Investitionsvermögen litt. August Müller, bereits von zwei Herzinfarkten gezeichnet, verstarb am 7. November 1982 im 46. Lebensjahr.<ref>Mitteilungen der Versuchsstation für das Gärungsgewerbe in Wien</ref> Seine noch junge Witwe und Mutter von vier Kindern versuchte den Braubetrieb ebenso wie den übrigen Besitz zunächst noch kurze Zeit weiterzuführen, jedoch schloss sie kurze Zeit später einen Vertrag mit der [[Brauerei Schnaitl]] und trat dieser für zehn Jahre den Absatz ab. In der Folge wurde der Braubetrieb im Herbst 1983 eingestellt. Müllers Witwe führte in der Folge jedoch das gegenüber des Braustadls gelegene Braugasthaus weiter. Das Brauereigebäude und das Sudhaus bestanden noch rund 20 Jahre ungenutzt weiter, bis die ehemaligen Produktionsgebäude 2006 abgerissen wurden. Zuvor hatte bereits der Braugasthof Müller aus familiären Gründen seine Pforten geschlossen. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* Claudia Wachach: ''Die Brauerei als Arbeits- und Lebensraum. Eine Kulturstudie aus dem oberösterreichischen Raum. Schwerpunkt Innviertel.'' Dissertation, Wien 1985 | * Claudia Wachach: ''Die Brauerei als Arbeits- und Lebensraum. Eine Kulturstudie aus dem oberösterreichischen Raum. Schwerpunkt Innviertel.'' Dissertation, Wien 1985 | ||
+ | * Walter Kovar: ''Das Höhnharter Lesebuch''. Ried im Innkreis 1998, ISBN 3-900847-47-9. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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Aktuelle Version vom 24. August 2016, 11:31 Uhr
Brauerei Höhnhart | |
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Adresse | Höhnhart 30 |
Ort | 5251 Höhnhart |
Bezirk | Braunau am Inn |
Bundesland | Oberösterreich |
Gründungsjahr | 1740 |
Geschlossen | 1983 |
Brauereityp | Brauerei |
Eigentümer | August Müller |
Die Brauerei Höhnhart (früher: Brauerei Hehnhart), auch Brauerei Müller, war eine Privatbrauerei in der Innviertler Gemeinde Höhnhart im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die 1740 gegründete Brauerei wurde 1983 nach dem Tod des Besitzers geschlossen.
Geschichte
Die Brauerei wurde 1740 von Josef Neuhauser gegründet.[1] Nach dem frühen Tod des Brauereigründes führte zunächst dessen Frau Agathe den Betrieb weiter. Ihr gemeinsamer Sohn war zum Zeitpunkt des Todes des Vaters erst 13 Jahre alt. Doch auch der Sohn von Josef Neuhauser verstarb früh, weshalb erneut dessen Gattin, Maria Josepha Neuhauser (geborene Kobler), als Betriebsführerin bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes einspringen musste. Im Jahr 1803[2] musste sie mitansehen, wie ein Blitzschlag das Bräuhaus in Brand setzte. Sie ließ in der Folge die Brauerei mit einem gegenüberliegenden Braugasthof neu aufbauen. Neuhauser stiftete auch den St. Florian-Altar in der Pfarrkirche.
Der Sohn von Maria Neuhauser erwarb das Steidelberger Gütl (auch Bräugütl) genannt und dessen Frau erwarb 1841 zudem das Wirtshaus in Miglspach. Die gemeinsame Tochter heiratete den Brauer Leopold Müller, wodurch die Brauerei und der Braugasthof in der Folge bis zur Schließung des Betriebs im Besitz der Familie Müller war. Unter Leopold Müller wies die Brauerei im Braujahr 1891/92 einen Ausstoß von 1982 hl auf, womit die Brauerei zu den größeren Brauereien der Umgebung zählte.[3] Im Braujahr 1893/94 betrug der Ausstoß bereits 2190 hl, womit die Brauerei die viertgrößte der 33 Brauereien im Finanzwach-Controllbezirk Mauerkirchen war.[4]
Die Brauereibesitzer ließen 1910 ein eigenes Kraftwerk in Stegmühl errichten, dass auch mehrere Häuser der Gemeinde mitversorgte und das erste Kraftwerk in der Gemeinde darstellte. Der damalige Brauereibesitzer August Müller war ein angesehener Gemeindebürger, der 1909 zu den Mitbegründern der örtlichen Raiffeisenkassen gehörte und bis zu seinem Tod als deren Obmann fungierte. Zudem wirkte er zwischen 1918 und 1924 als Bürgermeister von Höhnhart und erhielt 1934 das Ehrenbürgerecht der Gemeinde.
Bis zum Beginn der 1960er Jahre vermälzte die Brauerei noch Getreide der umliegenden Bauern in der hauseigenen Darre, danach wurden nur noch zugekauftes Malz für den Braubetrieb eingesetzt. Zuletzt waren in der Brauerei zwei fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt, wobei der letzte Besitzer August Müller[5] wohl die Sorten Märzen, Bayrisch, Spezial, Festbock, und Edelpils brauen ließ.[6] Müller hatte in Weihenstephan einen Abschluss als Diplom-Braumeister erworben und war kurze Zeit Obmann des Vereins der Klein- und Mittelbrauereien, wobei der Absatz der Brauerei in den letzten Jahren des Betriebs unter dem Expansionsbestreben der Großbrauerei, der Aufstreben der Supermärkte und daraus fehlendem Investitionsvermögen litt. August Müller, bereits von zwei Herzinfarkten gezeichnet, verstarb am 7. November 1982 im 46. Lebensjahr.[7] Seine noch junge Witwe und Mutter von vier Kindern versuchte den Braubetrieb ebenso wie den übrigen Besitz zunächst noch kurze Zeit weiterzuführen, jedoch schloss sie kurze Zeit später einen Vertrag mit der Brauerei Schnaitl und trat dieser für zehn Jahre den Absatz ab. In der Folge wurde der Braubetrieb im Herbst 1983 eingestellt. Müllers Witwe führte in der Folge jedoch das gegenüber des Braustadls gelegene Braugasthaus weiter. Das Brauereigebäude und das Sudhaus bestanden noch rund 20 Jahre ungenutzt weiter, bis die ehemaligen Produktionsgebäude 2006 abgerissen wurden. Zuvor hatte bereits der Braugasthof Müller aus familiären Gründen seine Pforten geschlossen.
Einzelnachweise
- ↑ Laut Kovar: Das Höhnharter Lesebuch, S. 20 erhielt Neuhauser erst 1750 die Braugenehmigung, allerdings ist auf alten Etiketten das Gründungsjahr 1740 abgedruckt
- ↑ lt. einer Gedenkinschrift fand der Brand im jahr 1802 statt (Claudia Wachach: Die Brauerei als Arbeits- und Lebensraum), lt. Kovar: Das Höhnharter Lesebuch hingegen im Jahr 1803
- ↑ Neue Warte am Inn, 30. Juli 1892, S. 6
- ↑ Neue Warte am Inn, 20. Oktober 1894, S. 4
- ↑ Vermutlich ein Enkel des Bürgermeisters August Müller
- ↑ vgl. die historischen Etiketten bsp. http://www.klausehm.de/austriakatalog/Austriaseite027.html
- ↑ Mitteilungen der Versuchsstation für das Gärungsgewerbe in Wien
Literatur
- Claudia Wachach: Die Brauerei als Arbeits- und Lebensraum. Eine Kulturstudie aus dem oberösterreichischen Raum. Schwerpunkt Innviertel. Dissertation, Wien 1985
- Walter Kovar: Das Höhnharter Lesebuch. Ried im Innkreis 1998, ISBN 3-900847-47-9.
Weblinks
- Brauerei Höhnhart auf den Seiten der Gemeinde Höhnhart